Ein junger Erwachsener sitzt im Stall und füttert einen Bullen.

Kooperativen als Weg zur Selbstbestimmung

Tierisch gute Aussichten

Icon einer Geldbörse auf orangem Hintergrund
Zukunft, Chancen, Selbstbestimmung: Viele junge Menschen wünschen sich genau das. Ein Leben, das sie aus eigener Kraft gestalten können. Doch im ländlichen Äthiopien fehlen oft Chancen auf eine Ausbildung und Jobangebote. Die Kooperativen von Menschen für Menschen schaffen Perspektiven: Mit Know-how, Starthilfe und einer tierisch guten Idee bauen sich junge Erwachsene eine eigene Existenz auf.
„Es ist eine schöne und manchmal auch herausfordernde Arbeit“, erzählt Amir mit leuchtenden Augen, als wir ihn im Stall beim Füttern seiner Tiere treffen. Der 21-Jährige ist Teil einer fünfköpfigen Kooperative zur Aufzucht von Bullen. Als Buchhalter ist er für die Zahlen verantwortlich: „Ich schreibe alles auf: was wir für die Ochsen und das Futter ausgeben, was wir beim Verkauf einnehmen und welche weiteren Kosten es gibt. Auch das Gewicht der Ochsen messen wir jeden Monat.“

Privat trägt er eine noch viel größere Verantwortung: „Mein Vater hat uns vor zehn Jahren verlassen. Vor zwei Jahren ist meine Mutter gestorben. Seitdem kümmere ich mich allein um meine beiden jüngeren Schwestern.“ Wie viele Menschen im ländlichen Äthiopien arbeitete Amir früher in der traditionellen Landwirtschaft, doch der Ertrag reichte kaum zum Überleben. „Ich suchte nach einer Alternative, um mein Leben zu verbessern und mich persönlich weiterzuentwickeln.“

Mit der Kooperative wagte Amir gemeinsam mit vier Kollegen den Schritt in die Selbstständigkeit und damit in ein neues Leben. „Wir kaufen Ochsen am lokalen Markt, ziehen sie auf und verkaufen sie dann in der Regel vor den Feiertagen mit gutem Gewinn weiter.“ Menschen für Menschen unterstützte den Start mit:
  • Futter
  • Stall
  • Startkapital
„Ich hatte keine Ahnung von der Technik der Tieraufzucht und den Vorteilen des Geschäfts. In Schulungen der Organisation habe ich reichlich Erfahrung gesammelt.“

Es ist ein wirklich vielversprechendes Geschäft. Ich hoffe, dass wir es in den nächsten Jahren ausweiten und größere Märkte beliefern können.

Amir, Buchhalter einer Bullen-Kooperative in Albuko

Ein junger Mann steht neben einem Bullen und lächelt in die Kamera.

Kooperativen schaffen Selbstbestimmung

Die Bullen-Kooperative von Amir ist eine von vielen Ideen, neue Einkommens-Quellen zu schaffen. In Albuko schließen sich, mit der Unterstützung von Menschen für Menschen, immer mehr junge Erwachsene zusammen, um Kooperativen zu gründen.

Während Amir an Land neue Wege geht, hat Faki seine Zukunft auf dem Mahyibar-See gefunden. Der 22-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender einer zehnköpfigen Fisch-Kooperative, die 2024 gegründet wurde. Die Leidenschaft fürs Fischen hat er von seinem Vater: „Schon als Kind begleitete ich ihn auf einem Boot aus Bambus hinaus auf den See. Bei Wind und Wellengang schwankte das Boot stark und drohte umzukippen. Fischfang war eine echte Herausforderung.“

Damals fischten Vater und Sohn ausschließlich für den Eigenbedarf. Das Fischereigeschäft war kaum verbreitet. Viele Menschen wussten nicht einmal, dass man Fisch als Nahrungsmittel verwenden kann.
Drei junge Männer stehen in einem Fenster und präsentieren einen Teller mit Fisch.
Faki und seine Kollegen zeigen mit Stolz, was sie erreicht haben: Ihren frischen Fang bieten sie im eigenen Shop an.
Heute ist das anders. Dank Schulungen, Netzen und einem modernen Boot fängt die Kooperative täglich Fisch im Mahyibar-See. In einem achttägigen Training lernten die Mitglieder:
  • Fang-Techniken
  • Sicherheits-Maßnahmen
  • Strategien zur Vermarktung der Produkte
  • Zubereitung der Fische

Die Kooperative bestimmt ihre Arbeitszeiten selbst. In zwei Schichten wird morgens und nachmittags gearbeitet. Der Verkaufsshop ist bereits fertiggestellt, ein Kühlschrank angeschafft und bald soll der Verkauf starten. „Früher fischte ich illegal, ohne Lizenz“, erzählt Faki offen. „Jetzt haben wir eine offizielle Genehmigung für fünf Jahre.“

Mehr zu unseren Maßnahmen im Bereich Einkommen erfährst du hier.


Lernen und wachsen

Doch auch Herausforderungen gehören zum Alltag von Faki und seinen Kollegen: „Derzeit fangen wir viele Fische, erzielen aber noch keinen zufriedenstellenden Marktpreis. In den vergangenen Wochen haben wir erste Kontakte zu Restaurants in Dessie aufgenommen, die Interesse gezeigt haben. Schritt für Schritt machen wir unseren Fang so auch in größeren Städten bekannt. Wir hoffen, dadurch bald bessere Preise zu erzielen, um von unserer Arbeit leben zu können.“

Trotz so mancher Hürde lässt sich auch Amir nicht entmutigen: „Gutes Futter für die Bullen ist schwer zu bekommen. Wir mussten öfter auf lokale Alternativen ausweichen, die weniger Nährwert haben. Auch die Verkaufspreise schwanken. Wenn der Markt schlecht ist, müssen wir mit dem Verkauf warten. Das kostet Zeit und Geld.“ Vom Potential seiner Arbeit ist Amir dennoch überzeugt: „Zehn Bullen haben wir bereits verkauft und Geld verdient. Wir teilen es untereinander auf und investieren einen Teil wieder in unser Geschäft.“
Mit einem Lächeln präsentieren vier Frauen eine Auswahl verschiedener Speisen, die auf einem Tisch ansprechend angerichtet sind.


Starthilfe für ein eigenständiges Leben

Junge Erwachsene haben im ländlichen Äthiopien trotz Ausbildung kaum Perspektiven. Damit sie sich eine eigene Existenz aufbauen können, unterstützen wir sie bei der Gründung von Kleinstunternehmen.

Ob Werkstatt, Bäckerei oder Handel – sie schließen sich in Gruppen zusammen, entwickeln gemeinsam eine Geschäftsidee und erhalten Schulungen sowie Startmittel. Verantwortung, Entscheidungen und Gewinne werden geteilt.

Mit 31 Euro ermöglichst du ein fünftägiges Training für Jungunternehmer:innen und schaffst damit die Grundlage für eine erfolgreiche Geschäftsgründung.


Ein Ziel vor Augen

Die Kooperativen von Amir und Faki werden über fünf Jahre begleitet. In dieser Zeit bauen die Unternehmer:innen ihr Geschäft auf, um wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen. Danach bekommen weitere junge Menschen die Chance und übernehmen das Projekt. „Ich hoffe, dass wir bis dahin gewachsen sind und größere Märkte beliefern. So kann ich meiner Familie vielleicht ein besseres Leben ermöglichen. Wir haben alles, was wir dafür brauchen: Kapital, Wissen und Teamgeist“, gibt sich Amir optimistisch.

Und auch Faki hofft, von seiner großen Leidenschaft in Zukunft leben zu können: „Ich träume davon, in Dessie ein eigenes Geschäft zu eröffnen, um dort frischen und verarbeiteten Fisch zu verkaufen. Die Fischerei begleitet mich seit meiner Kindheit und ist bis heute meine größte Leidenschaft.“ Ob auf dem Feld oder dem Wasser – junge Menschen wie Amir und Faki zeigen, was möglich ist, wenn man an sie glaubt und ihnen Möglichkeiten gibt. Mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit gestalten sie nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die ihrer Gemeinschaft nachhaltig und verantwortungsvoll mit.

Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Hilf mit, jungen Menschen in Äthiopien neue Perspektiven zu eröffnen.

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