
Wissen, Engagement und Gemeinschaft
Am Markt zeigt sich die Veränderung
Der Markt von Tosa in Albuko spiegelt die Veränderungen wider, die durch Wissen, Engagement und Gemeinschaft möglich sind. Schon früh am Morgen machen sich die Menschen zu Fuß oder auf Mulis auf den Weg hierher – beladen mit Körben oder Säcken. Wer hierherkommt, erlebt hautnah, was die Region heute hervorbringt: Butter in Blättern, scharfes Berbere, Getreide, frisches Gemüse und verschiedenes Nutzvieh.
Gegen Mittag ist der Markt voller Leben: Menschen drängen sich durch die schmalen Gassen zwischen den Planen, auf denen die Händler:innen ihre Waren ausgebreitet haben. Die Sonne steht hoch. Schatten spenden nur Schirme und Tücher, die teils über den Verkaufsständen gespannt sind. Die Pfade zwischen den Ständen wirken wie schmale Adern, die sich über das Gelände ziehen.
Der Markt ist klar strukturiert. Man findet dort:
Der Markt ist klar strukturiert. Man findet dort:
- eine Vielzahl kleiner Stände mit Gemüse und Gewürzen,
- einen speziellen Bereich für Eier, Hühner und Milchprodukte,
- einen eigenen Abschnitt, in dem Getreide in großen Säcken gehandelt wird,
- feste Plätze für Waren des täglichen Bedarfs wie Seifen, Schulhefte oder Zündhölzer
- sowie am Fuße des Hanges den großen Viehmarkt.
Wissen, das Wurzeln schlägt
Mitten im geschäftigen Treiben treffen wir Aberu. Sie hat sich einen guten Platz im Gemüseviertel gesichert. Ihre Plane liegt ordentlich ausgebreitet auf dem Boden, darauf Karotten, Kartoffeln und normalerweise auch Rote Rüben. Die sind heute allerdings schon ausverkauft. Mit zwei großen Säcken ist sie auf den Markt gekommen – nun ist keine einzige Rübe mehr da. „Nur mit den Rüben habe ich heute 2.000 Birr (Rund 13 Euro) verdient“, sagt sie stolz. Noch vor einem Jahr hätte sie das nicht gedacht.
„Ich bin eine der Ersten hier am Markt, die dieses Gemüse verkauft. Viele kennen es noch nicht. Deshalb war es auch so wichtig, dass ich an einem Kochkurs teilgenommen habe. So habe ich gelernt, wie man sie richtig und schmackhaft zubereitet und kann mein Wissen weitergeben.“
„Ich bin eine der Ersten hier am Markt, die dieses Gemüse verkauft. Viele kennen es noch nicht. Deshalb war es auch so wichtig, dass ich an einem Kochkurs teilgenommen habe. So habe ich gelernt, wie man sie richtig und schmackhaft zubereitet und kann mein Wissen weitergeben.“
Durch das Gemüse habe ich nun endlich die Möglichkeit, ein wenig dazuzuverdienen.
Aberu, Bäuerin aus Albuko

Der Erfolg von Aberu ist das Ergebnis vieler kleiner Schritte in Richtung langfristiger Veränderung. Menschen für Menschen hat sie auf diesem Weg begleitet:
- Qualitativ besseres Saatgut
- Schulungen zum Anbau und zur Lagerung des Gemüses
- Informationen für eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung
Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet sie einen kleinen Hof, gerade einmal einen halben Hektar groß. Umso wertvoller ist jede noch so kleine Unterstützung, um zusätzlichen Ertrag zu erhalten. „Durch das Gemüse habe ich nun endlich die Möglichkeit, ein wenig dazuzuverdienen“, sagt sie und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Das zusätzliche Einkommen investiert Aberu zuallererst in die Bildung ihrer drei Kinder.
Gemüse ist nur der Anfang
Nicht weit entfernt lebt auch Asiye mit ihrem Mann Kabede, die durch die Unterstützung von Menschen für Menschen bereits viel verändert hat. Das neue Gemüse war nur der Anfang. Heute wachsen auf ihren Feldern Avocados und Kaffeesträucher.
„Wir freuen uns schon sehr auf die erste Ernte, auch wenn es noch etwas dauert! Früher haben wir nur Getreide und Bohnen angebaut“, berichtet sie. „Jetzt haben wir auch große Kohlköpfe, Karotten und Rote Rüben. Die Ernte ist genug, um die Familie zu ernähren, und wir können den Überschuss am Markt verkaufen. Dadurch haben wir ein besseres Einkommen. Das Gemüse ist außerdem gut für unsere Gesundheit und die unserer Enkelkinder.“
„Wir freuen uns schon sehr auf die erste Ernte, auch wenn es noch etwas dauert! Früher haben wir nur Getreide und Bohnen angebaut“, berichtet sie. „Jetzt haben wir auch große Kohlköpfe, Karotten und Rote Rüben. Die Ernte ist genug, um die Familie zu ernähren, und wir können den Überschuss am Markt verkaufen. Dadurch haben wir ein besseres Einkommen. Das Gemüse ist außerdem gut für unsere Gesundheit und die unserer Enkelkinder.“

Asiye beim Düngen mit wertvollem Wurmkompost.
Asiye und ihr Mann Kabede verwenden unter anderem Wurmkompost, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu verbessern. Auf Anraten von Menschen für Menschen betreiben sie zudem Agroforstwirtschaft – eine Anbaumethode, die Elemente der Aufforstung mit Ackerbau kombiniert. Die Bäume schützen den Boden vor Erosion, machen ihn fruchtbarer und helfen, das Mikroklima zu verbessern. Darüber hinaus bietet die Agroforstwirtschaft noch weitere Vorteile für Mensch, Tier und Umwelt:
- Sie sorgt für höhere Erträge.
- Sie schafft neuen Lebensraum für Wildtiere.
- Sie bindet CO₂ und leistet damit einen Beitrag zum Klimaschutz.
Mahia hat Entwicklung im Gepäck
Dass Frauen wie Aberu und Asiye erfahren, welche Möglichkeiten in ihrer Arbeit stecken, verdanken sie Menschen wie Mahia Said . Als Entwicklungsberaterin begleitet sie Familien direkt vor Ort und zeigt, was mit kleinen Veränderungen möglich wird. Mahia ist tagtäglich in den Dörfern unterwegs und informiert unter anderem über landwirtschaftliche Schulungen, bei denen es um weit mehr als nur den Anbau des neuen Gemüses geht. Die Teilnehmenden lernen:
- Wie sie ihre Felder bewässern und terrassieren können
- Wie sie Kompost richtig anlegen
- Wie sie frisch geerntetes Gemüse richtig lagern
Damit Ernten nicht verloren sind
Gerade in ländlichen Regionen wie Albuko ist der Großteil der Menschen von der Landwirtschaft abhängig. Jeder Verlust bei der Ernte macht einen großen Unterschied, ob die Familien genug zu essen haben oder sich etwas dazuverdienen können. Deshalb ist Wissen das Um und Auf für langfristige Entwicklung und die Verbesserung der Lebensumstände in der Region. Die Menschen lernen etwa, ihre Ernte frühzeitig zu verarbeiten oder besser zu lagern. Einfache Verbesserungen wie gemeinschaftlich genutzte Lagerhäuser können hier einen großen Unterschied machen.
Deshalb plant Menschen für Menschen noch in diesem Jahr den Bau von fünf Vorratshäuschen für Kartoffeln, die von insgesamt 25 Familien gemeinschaftlich genutzt werden. Dort können sie ihre wertvolle Ernte bei natürlichem Licht und guter Belüftung aufbewahren, ohne dass diese verdirbt oder frühzeitig austreibt. Es ist eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, die den Menschen vor Ort hilft, Ernteverluste zu vermeiden und ihre Lebensgrundlage zu sichern.
Deshalb plant Menschen für Menschen noch in diesem Jahr den Bau von fünf Vorratshäuschen für Kartoffeln, die von insgesamt 25 Familien gemeinschaftlich genutzt werden. Dort können sie ihre wertvolle Ernte bei natürlichem Licht und guter Belüftung aufbewahren, ohne dass diese verdirbt oder frühzeitig austreibt. Es ist eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, die den Menschen vor Ort hilft, Ernteverluste zu vermeiden und ihre Lebensgrundlage zu sichern.


Schenke Vitamine
Mit 48 Euro ermöglichst du einer Familie ein Startpaket mit Gemüsesaatgut.
Schutz der Böden durch Gemeinschaft
Gemeinschaft ist auch gefragt, wenn es um den Schutz der Felder und der Umwelt geht. Denn tiefe Erosionsgräben bedrohen vielerorts die Lebensgrundlage der Bäuerinnen und Bauern: Bei jedem Regenguss wird fruchtbare Erde weggeschwemmt, zurückbleibt karger Boden. Um dem entgegenzuwirken, packen ganze Dorfgemeinschaften an – unter der Anleitung von Girma Degaga, Koordinator für Landwirtschaft von Menschen für Menschen.

Bei der Errichtung der Terrassierungen hilft die ganze Gemeinschaft zusammen.
„Diese gemeinschaftliche Arbeit organisieren wir zusammen mit den örtlichen Behörden“, erklärt Girma. „Es gibt feste Zeiteinteilungen, dreimal pro Woche helfen die Menschen bei den Terrassierungsarbeiten mit.“ Dabei entstehen Terrassen an den Hängen, die das Wasser zurückhalten und den Boden schützen. Bestehende Gräben werden mit Steinkörben aufgefüllt, sodass sich wieder Erde ansammeln kann. Zusätzlich pflanzen die Dorfbewohner:innen Sträucher und Bäume, um dem Boden neuen Halt zu geben.


Hoffnung trägt Wurzeln
Gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort ergreifen wir vielfältige Maßnahmen, um die Böden in den Regionen zu schützen und zu bewahren.
Erfahre mehr über das Projekt und wie du dazu beitragen kannst, eine grünere Zukunft zu gestalten.
Erfahre mehr über das Projekt und wie du dazu beitragen kannst, eine grünere Zukunft zu gestalten.
Eine Pflanze spielt beim Schutz der Böden eine besondere Rolle – auch wenn sie auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt: Vetiver. Das robuste Süßgras bildet Wurzeln, die bis zu drei Meter tief in die Erde reichen. Ein stiller Helfer, der mit seiner Vielseitigkeit zum Schlüssel im Kampf gegen Bodenerosion geworden ist:
- Der Boden wird zusammengehalten und vor Erosion geschützt.
- Feuchtigkeit wird im Boden effizient gespeichert.
- Die Pflanze dient als wertvolle Nahrungsquelle für Tiere.

In den Baumschulen werden sowohl Obstbaumsetzlinge als auch Bäumchen, Sträucher und Gräser aufgezogen.
Mit jedem Setzling wächst die Veränderung
Rund 5.000 Büschel Vetivergras sollen im Jahr 2025 auf die Felder und Höfe der Region ausgebracht werden. Angebaut wird das Gras in den Baumschulen, die Menschen für Menschen in Albuko errichtet hat. Sie sind das grüne Herz der Region und der Ursprung vieler Veränderungen. Denn jedes Bäumchen, jeder Steckling, der später das Land fruchtbarer macht, beginnt hier sein Leben:
- Vetivergras
- Papaya- und Mangosetzlinge
- Bäume für die Aufforstung
- Und vieles mehr
Etwa 100 Familien erhalten die ersten Süßkartoffeln, die sie in ihren eigenen Gärten anbauen können.
Yohannes, Vorarbeiter einer Baumschule in Albuko

Yohannes , der als Vorarbeiter eine der drei Baumschulen in Albuko leitet, zeigt stolz auf ein dicht bewachsenes Beet mit den jungen Pflanzen. „Das Projekt mit den Süßkartoffeln hat erst Ende letzten Jahres begonnen“, erzählt er. „Aber schon im Juni, also kurz vor Beginn der Regenzeit, werden wir die Pflanzen verteilen. Etwa 100 Familien erhalten die ersten Süßkartoffeln, die sie in ihren eigenen Gärten anbauen können.“
In den Baumschulen wachsen mehr als nur Pflanzen. Es wachsen auch Chancen und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft – nachhaltig und selbstbestimmt im Einklang mit der Natur gestaltet. Und so schließt sich der Kreis: Von den Feldern der Bäuerinnen und Bauern bis zu den Beeten der Baumschulen zeigt sich, was möglich ist, wenn Wissen, Engagement und Gemeinschaft zusammenkommen. Veränderung braucht Zeit, aber sie wächst. Und sie beginnt mit jedem einzelnen Setzling.
In den Baumschulen wachsen mehr als nur Pflanzen. Es wachsen auch Chancen und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft – nachhaltig und selbstbestimmt im Einklang mit der Natur gestaltet. Und so schließt sich der Kreis: Von den Feldern der Bäuerinnen und Bauern bis zu den Beeten der Baumschulen zeigt sich, was möglich ist, wenn Wissen, Engagement und Gemeinschaft zusammenkommen. Veränderung braucht Zeit, aber sie wächst. Und sie beginnt mit jedem einzelnen Setzling.