Holzsparende Öfen schaffen Arbeitsplätze
Eine Zukunft auf Zement gebaut
Eine Zukunft auf Zement gebaut
Holzsparende Öfen schaffen Arbeitsplätze
Viele Frauen und junge Menschen im ländlichen Äthiopien haben meist eines gemeinsam: sie
haben kein Land, um sich eine Existenz aufzubauen. Menschen für Menschen fördert deshalb
Einkommensmöglichkeiten abseits der klassischen Landwirtschaft, um Arbeitsplätze zu schaffen und die lokale Wirtschaft zu stärken.
Ich habe bisher als Straßenreinigerin gearbeitet. Zusätzlich habe ich versucht, mein Einkommen aufzubessern, indem ich Waren auf kleineren Märkten gekauft habe, um sie dann mit etwas Gewinn auf dem großen Markt zu verkaufen“, erzählt Zeritu von ihren Bemühungen, ihre Familie zu versorgen. Die 35-Jährige ist alleinstehend und muss vier Kinder durchbringen. Eine unmögliche Aufgabe. Der Job in der Straßenreinigung bringt ihr lediglich 500 Birr im Monat ein (etwa 8 Euro). Also nur etwas mehr als aktuell ein Kilo grüne Kaffeebohnen auf einem äthiopischen Markt kostet. „Wir hatten kaum genug zu essen“, beklagt Zeritu. „Oft hatte ich die Hoffnung schon verloren.“ Vor allem verwitwete oder geschiedene Frauen haben es besonders schwer, ihre Kinder zu versorgen. Diese sind dann oft gezwungen, sich bei anderen Bauernfamilien zur Hofarbeit zu verdingen. Bildungschancen rücken für sie in weite Ferne und so entsteht ein Kreislauf der Armut, aus dem schwer auszubrechen ist.
Hoffnung in den Kooperativen
Ein Hoffnungsschimmer kam schließlich in Form eines Förderprogramms in Zeritus Leben. „Ich habe mich um die Aufnahme in eine Kooperative beworben, die Öfen herstellt. Wir sind insgesamt fünf Frauen, die wie ich in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation sind.“ Kooperativen zu fördern, birgt viele Vorteile: die Mitglieder unterstützen sich gegenseitig und bauen gemeinsam ein Geschäft auf. Diese Klein- beziehungsweise Kleinstunternehmen fassen in der Region Fuß und tragen zur langfristigen Entwicklung vor Ort bei. Alles, was es dazu braucht, ist etwas Unterstützung, um das Geschäft in Gang zu bringen. „Zeritus Gruppe erhielt nach Abschluss der notwendigen Schulungen Gussformen sowie Zement und Sand, um sofort mit der Produktion der Öfen loslegen zu können“, erklärt Berhanu Bedassa, Projektleiter von Menschen für Menschen in Albuko. „Derzeit arbeiten sie noch bei uns am Gelände, aber in Zukunft wird ihnen von den lokalen Behörden eine kleine Produktionsstätte zur Verfügung gestellt.“
Vier der fünf Ofen-Produzentinnen von Salmene mit Projektleiter Berhanu Bedassa und einem frisch gegossenen Ofen. Auf dem großen Ring wird eine Tonplatte eingesetzt, auf der Injera gebacken wird.
Ein Verkaufsschlager
Menschen für Menschen ist in den Anfangstagen auch der wichtigste Kunde von Zeritus Kooperative. „Wir kaufen die Öfen bei ihnen ein und geben sie zu einem gestützten Preis an die Familien in der Region weiter“, erklärt Berhanu das Prozedere. „Vor allem zu Projektbeginn ist es wichtig, eine gewisse Durchdringung zu erreichen, damit mehr und mehr Familien auf die Vorteile eines geschlossenen Ofens aufmerksam gemacht werden.“ Es ist ein bewährtes Vorgehen, das auch in Albuko schon nach kurzer Zeit von Erfolg gekrönt ist, von dem auch die Kooperative profitiert, wie Zeritu berichtet: „Bereits jetzt sind sich viele Frauen der Vorteile eines geschlossenen Ofens bewusst. Immer mehr kommen auf uns zu, um einen zu bekommen.“
Umwelt und Mensch schützen
Traditionell nutzen die Familien im ländlichen Äthiopien offene Feuerstellen zum Kochen. Die Tonplatte, auf der Injera – ein Sauerteigfladen – zubereitet wird, ruht dabei in der Regel auf drei Steinen. Das offene Feuer erzeugt viel Rauch, die Frauen verbrennen sich oft und zudem verbraucht es viel Brennmaterial. Um dieses zu sammeln, sind die Frauen täglich viele Stunden unterwegs. „Die Verwendung eines geschlossenen Ofens reduziert den Brennholzverbrauch. Dadurch wird die Abholzung in unserer Gemeinde reduziert“, erklärt Zeritu einen wichtigen Vorteil ihres Produkts. „Durch unsere Produktion werden immer mehr einen solchen Ofen nutzen. Dadurch werden hoffentlich auch die gesundheitlichen Probleme weniger, die wir Frauen von dem vielen Rauch des offenen Feuers oft haben“, spricht die 35-Jährige einen weiteren wichtigen Aspekt an.
Die frisch gebackene Produzentin Zeritu bei der Nachbehandlung der Einzelteile für einen geschlossenen Ofen.
Eine Chance mit Ausblick
Zeritu ist hoffnungsvoll, was die Zukunft anbelangt. Und sie hat guten Grund dazu. Allein in den ersten paar Monaten seit Beginn des Projekts hat sie schon mehr Einkommen erwirtschaftet, als sie in zwei Jahren in der Straßenreinigung verdienen würde. „Ein Teil unserer Einnahmen geht auf das Gemeinschaftskonto unserer Kooperative und wir kaufen Rohstoffe für die Produktion ein. Danach erhält jede von uns ihren Anteil“, erklärt Zeritu. „Ich hatte keine Erfahrung in der Herstellung von Öfen. Ich bin dankbar für diese Chance. Meine Kolleginnen und ich haben jetzt eine gute und gewinnbringende Arbeit und wir werden weiter daran arbeiten, unsere Lebensbedingungen zu verbessern.“