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Ein Mann untersucht die Augen eines Mädchens.

Trachom nachhaltig bekämpfen

Auge in Auge gegen Erblindung

Icon Gesundheit
Zitat Ich reiße mir die Wimpern aus um ein wenig Erleichterung zu spüren.
Zitatbild Yadeshi
„Ich reiße mir die Wimpern aus, um ein wenig Erleichterung zu spüren“, erklärt Yadeshi und demonstriert mit einer raschen Handbewegung, wie sie dabei vorgeht. „Die Wimpern kratzen sonst an meinem Auge und das schmerzt sehr.“ Die Erleichterung ist für Yadeshi jedoch nur von kurzer Dauer. Sobald die Wimpern nachwachsen, bereiten sie ihr noch größere Schmerzen und wenn sie nicht bald operiert wird, droht sie zu erblinden.
Eine Frau untersucht ihr Auge
Wenn ein Wimpernschlag blind macht: Yadeshi reißt sich regelmäßig die Wimpern aus, damit sie nicht am Auge kratzen.

Erblindung unter großen Schmerzen

Yadeshis Augenlid hat sich aufgrund einer chronischen Erkrankung mit der bakteriellen Augenentzündung Trachom nach innen gedreht. Trichiasis nennt sich dieses letzte Stadium, in dem nur noch eine Operation die Betroffenen davor bewahrt, unter großen Schmerzen zu erblinden. Wie Yadeshi sind weltweit rund 2,5 Millionen Menschen davon bedroht. Doch Yadeshi hat Glück, denn sie wird heute die erleichternde Operation erhalten.
Zwei Ärzte operieren einen Patienten.
Der Augenlicht rettende Eingriff dauert bloß 15 Minuten und kann von geschultem Gesundheitspersonal durchgeführt werden.

15 Minuten retten das Augenlicht

Berhanu Leta, ein geschulter Gesundheitsmitarbeiter von Menschen für Menschen führt den kurzen Eingriff durch. Dabei macht er einen kleinen Schnitt am oberen Augenlid, dreht das Lid wieder nach außen und vernäht den Schnitt. Nur 15 Minuten dauert dieser Eingriff, der Yadeshi das Augenlicht rettet.
Ein Arzt untersucht eine Frau.
Nach dem Eingriff ist Yadeshi erleichtert. Ihr bleibt eine schmerzhafte Erblindung erspart.

Übertragung durch Fliegen und Schmierinfektion

Eine Operation am Augenlid ist der letzte Ausweg, um eine Erblindung aufgrund von Trachom zu vermeiden. In frühen Stadien lässt sich die Augenentzündung noch einfach mit antibiotischen Mitteln behandeln. Am nachhaltigsten ist sie aber durch den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Hygienemaßnahmen, wie dem Bau von Latrinen, zu bekämpfen. Denn Trachom wird durch Schmierinfektion, schlechte hygienische Bedingungen und Fliegen übertragen.
Augenuntersuchungen Anfang des 19. Jhdrt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Trachom zu den Hauptgründen, weshalb EinwanderInnen aus Europa die Einreise in die Vereinigten Staaten verwehrt wurde. (Foto: National Park Services, Statue of Liberty National Monument and Ellis Island)

Keine Einreise für EinwanderInnen mit Trachom

Trachom ist eine Armutserkrankung und war vor nicht allzu langer Zeit auch in Europa noch weit verbreitet. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die Augenentzündung zu den Hauptgründen, weshalb potenziellen EinwanderInnen die Einreise in die Vereinigten Staaten verwehrt blieb. Eine Untersuchung auf Anzeichen von Trachom gehörte in den Hallen von Ellis Island vor den Toren New Yorks zum Standardprozedere.
Ein Arzt untersucht ein Kind in einem Klassenzimmer.
Kinder und Frauen sind am häufigsten von der Augenentzündung Trachom betroffen.

Jedes zweite Kind in Abune Ginde Beret betroffen

Vor allem in ländlichen Regionen Äthiopiens ist Trachom noch ein großes Problem. In unserer Projektregion Abune Ginde Beret zum Beispiel war zu Beginn unserer Arbeit im Jahr 2012 jedes zweite Kind unter zehn Jahren von der Entzündung betroffen. In der Nachbarregion Ginde Beret sogar knapp zwei Drittel! Die Weltgesundheitsorganisation sieht bereits verstärkten Handlungsbedarf, sobald 10% der Kinder betroffen sind. Deshalb war es dringend notwendig, rasch zu handeln. Eine Schwerpunktaktion zur langfristigen Bekämpfung von Trachom wurde umgesetzt.
Ein Kind wird untersucht.
Im Anfangsstadium kann Trachom einfach durch entzündungshemmende Mittel bekämpft werden.

Schwerpunktaktion gegen Trachom

Wie von der WHO empfohlen, wurde die Bevölkerung über fünf Jahre hinweg einmal jährlich mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt, die von der International Trachoma Initiative (ITI) zur Verfügung gestellt werden. 85% der Bevölkerung mussten dabei jedes Jahr zumindest erreicht werden – eine große logistische Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen entlegenen Regionen.
Ein Mann schreibt in ein Buch
Eine logistische Herausforderung: Mindestens 85% der Gesamtbevölkerung mussten registriert und jährlich mit Zithromax® versorgt werden.
Die Herausforderung wurde gemeistert und sogar übertroffen: Im Schnitt wurden jedes Jahr über 200.000 Menschen mit dem entzündungshemmenden Mittel Zithromax® versorgt. Zusätzlich wurden Operationen durchgeführt, um Menschen, die bereits vom letzten Stadium der Krankheit betroffen waren, das Augenlicht zu retten.
Viele Kinder sind bei einer Untersuchung.
Über fünf Jahre hinweg wurden jährlich im Schnitt 200.000 Menschen in Abune Ginde Beret und Ginde Beret mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt.

Hygiene & Wasser: Ein unschlagbares Duo

Während sich die Verteilung von Medikamenten und die Durchführung von Operationen auf die reine Behandlung der Krankheit konzentrieren, ist es für die langfristige Bekämpfung von Trachom wichtig, Hygienemaßnahmen umzusetzen und den Zugang zu sauberem Wasser zu sichern. Beides Maßnahmen, die essentielle Bestandteile des Ansatzes von Menschen für Menschen sind.
Tabelle über SAFE Ansatz der WHO
Der S.A.F.E.-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation empfiehlt vier wichtige Maßnahmenbündel, um Trachom langfristig zu bekämpfen.

Better S.A.F.E. than sorry

Zusammengefasst hat diesen Zugang die Weltgesundheitsorganisation unter dem sogenannten S.A.F.E.-Ansatz: Surgery (Operationen), Antibiotics (antibiotische Mittel), Facial Cleanliness (Hygienemaßnahmen) und Environmental Improvement (sauberes Wasser und Latrinen). Wird dieser umfassende Ansatz konsequent durchgeführt, lässt sich Trachom langfristig bekämpfen.
Ein Mann untersucht eine ältere Dame.
Bei der Evaluierung wurden alle Haushaltsmitglieder untersucht. Von der Oma bis zum Enkelkind.

Schwerpunktaktion auf dem Prüfstand

Im Februar 2017, fünf Jahre nach dem Beginn der Schwerpunktaktion, wurde die Wirkung der Maßnahmen in Abune Ginde Beret und Ginde Beret überprüft Vier Studienteams waren zwei Wochen lang in den Regionen unterwegs, um 6.956 Menschen auf Trachom und andere Augenkrankheiten zu untersuchen. Unter ihnen Praxis-Assistent Bonso, der mit geübtem Blick die Augen hunderter Menschen untersuchte – von der Oma bis zum Enkelkind.
Ein kleiner Bub wird untersucht.
„Tapfer, tapfer!“ Der kleine Dawit hält während der Untersuchung brav still. Zum Glück kann Praxis-Assistent Bonso Entwarnung geben: Dawit hat kein aktives Trachomleiden.

6.956 Menschen auf Trachom untersucht

„Left eye, TT absent. TF absent. TI absent.“ Das sind die Worte, die man von Bonso während einer solchen Untersuchung hören will. Tapfer hält der achtjährige Dawit still, während der Praxis-Assistent ihn auf Anzeichen von Trachom untersucht. Dafür wird Dawits Augenlid nach oben geklappt und das Auge selbst sowie das Bindegewebe untersucht. Ist es frei von Entzündungen, kann Bonso Entwarnung geben. Die Augen des kleinen Dawits sind zum Glück gesund und er wird mit einem herzlichen „Tapfer, tapfer!“ von Bonso wieder zurück zu seinen Freunden geschickt.
Ein Mann hält ein Handy
Bei der Evaluierung der Trachom-Schwerpunktaktion werden auch Fragen zu den Hygienebedingungen oder dem Wasserzugang gestellt.

Eintragung im Trachom-Weltatlas

Bonso, der in Augenheilkunde ausgebildet ist, wird von „Recorder“ Awol begleitet, der dafür zuständig ist, die gewonnenen Daten aufzuzeichnen. Neben den Untersuchungsergebnissen wird auch erhoben, wie es um die Hygienestandards im jeweiligen Haushalt bestellt ist – also, ob es u.a. eine Latrine gibt – und wie es sich mit dem Zugang zu sauberem Trinkwasser verhält. Die Daten der Trachom-Erhebung werden nach Abschluss der Evaluierung an das Tropical Data Center weitergeleitet und fließen in den „Trachoma World Atlas“ mit ein, der auf Bezirksebene das Vorkommen von Trachom anzeigt.
Grafik Trachom

Schwerpunktaktion zeigt beeindruckend Wirkung

Die erste Evaluierung der Schwerpunktaktion gegen Trachom brachte beeindruckende Ergebnisse hervor: Das Vorkommen von Trachom bei Kindern unter zehn Jahren in beiden Projektregionen ist innerhalb von 5 Jahren drastisch gesunken: In Ginde Beret von ursprünglich 62% auf 6,2% sowie in Abune Ginde Beret von ursprünglich 50% auf 3,2%. Eine erhebliche Verbesserung und somit ein großer Erfolg für die Bekämpfung von Trachom.
EIN Bub wäscht sich die Hände.
Auf den Höfen der Familien werden Latrinen errichtet. Eine wichtige Maßnahme, um Fliegen im wahrsten Sinne den Nährboden zu entziehen.

Der lange Weg zur trachomfreien Region

Auf dem ersten Erfolg darf man sich natürlich nicht ausruhen. Als „trachomfrei“ gilt eine Region auch erst, wenn über mehrere Jahre hinweg weniger als 5% der unter 10-Jährigen von der Erkrankung betroffen sind. Ist das nicht der Fall, müssen weitere Runden flächendeckender Versorgung mit Zithromax® durchgeführt werden. Schließlich folgen weitere Evaluierungen, nach denen die Maßnahmen gegebenenfalls angepasst werden.
Eine Mutter wäscht ihrem Kind das Gesicht.
Regelmäßig das Gesicht zu waschen, schützt vor der bakteriellen Entzündung. Dafür muss es aber sauberes Wasser, also Brunnen oder Quellfassungen, in der Nähe der Dörfer geben.

Mit nachhaltigen Maßnahmen zum Erfolg

Um Trachom langfristig zu eliminieren, ist es besonders wichtig, der Krankheit den Nährboden zu entziehen. Das heißt, auf den Höfen der Familien müssen Latrinen gebaut werden und in der Nähe der Dörfer Brunnen und Quellfassungen, die sauberes Wasser für die tägliche Hygiene liefern. Zwei der wichtigsten Maßnahmen von Menschen für Menschen, um das Leben der Bevölkerung zu verbessern und eine Krankheit in die Vergangenheit zu verbannen.

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Zwei Frauen gießen junge Pflanzen mit großen Gießkannen in einer Baumschule in Äthiopien. Im Hintergrund erstreckt sich eine grüne Hügellandschaft mit dicht bewachsenen Bäumen unter einem blauen Himmel.
Aufforstung und Wurmkompost

Wurzeln der Hoffnung

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Landwirtschaft
Aufforstung
Albuko
Äthiopische Frau beim Anrühren von Zement für die Fertigung eines holzsparenden Öfens.
Holzsparende Öfen schaffen Arbeitsplätze

Eine Zukunft auf Zement gebaut

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Einkommen
Albuko
Eine äthiopische Frau am Markt hält ein Säckchen voll grüner Kaffeebohnen in der Hand
Mit der Kraft der Frauen

Heldinnen des Alltags

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Wasser
Einkommen
Gesundheit
Ginde Beret
Außerhalb der Projektregionen

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