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Berhanu Bedassa lächelt in die Kamera.

Durch die Augen von...

Berhanu Bedassa

Berhanu Bedassa ist Leiter der Projektgebiete Abune Ginde, Ginde Beret und seit 2021 auch unseres jüngsten Projektgebietes Chobi. Gemeinsam mit der Bevölkerung setzen Berhanu und sein Team umfassende Maßnahmen in den Regionen um, mit dem Ziel, die Bevölkerung dabei zu unterstützen, langfristig unabhängig von fremder Hilfe zu werden. Davor war Berhanu in der Projektregion Derra tätig, wo die Arbeit von Menschen für Menschen im Jahr 2010 abgeschlossen wurde. 
Portraitfoto von Berhanu Bedassa
Berhanu, welche Schritte sind notwendig, bevor mit der Entwicklungsarbeit in einer neuen Projektregion begonnen werden kann?

Berhanu Bedassa: Eine durchdachte Planung ist die Grundlage für den Erfolg unserer Projekte. Sämtliche Maßnahmen, die in einer Region umgesetzt werden, sind in Projektplänen festgehalten, die im Vorfeld erstellt werden und bereits den notwendigen Budgetbedarf an Spenden beinhalten. Nur so ist die verantwortungsvolle Durchführung gesichert. Das ist uns sehr wichtig. Wir wollen nicht irgendwelche Entwicklungsprojekte beginnen, die wir womöglich nicht fertigstellen können. Ich bin auch mitverantwortlich für die Erstellung dieser Pläne.

Bevor wir mit unserer Arbeit in einem neuen Projektgebiet beginnen, werden daher Bedarfserhebungen durchgeführt. Zuerst durch MitarbeiterInnen von Menschen für Menschen, was mich miteinschließt, und anschließend von unabhängigen Beratern. Auf Basis dieser Erhebungen stellen wir die grundlegenden Probleme in einer Region fest.

Mit welchen Problemen sind die Menschen in den abgelegenen, ländlichen Regionen Äthiopiens in ihrem Alltag am häufigsten konfrontiert?

Das Hauptproblem in den Projektregionen sind meist die schlechte Qualität der Böden und die Erosion. Bei jedem Regen wird weiter fruchtbare Erde abgeschwemmt. Die Bauern sind von ihren Feldern und ihren Viehbeständen abhängig. Viele können vom Ertrag ihrer Felder nicht einmal ihre eigene Familie ernähren. In Abune Ginde Beret und Ginde Beret gab es beispielsweise wirklich sehr viele hilfsbedürftige Menschen, aber auch sehr viel Entwicklungspotential, da die Menschen bereit waren, sich von Beginn an voller Tatendrang an der Entwicklungszusammenarbeit zu beteiligen. Das ist natürlich ein wichtiger Faktor, der ebenfalls vor dem Start eines Hilfsprojektes sichergestellt werden muss.

Ein zweites Problem neben den schlechten landwirtschaftlichen Erträgen ist die fehlende Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Zum Beispiel nutzten in Ginde Beret zu Beginn unserer Arbeit rund drei Viertel der Menschen Wasser aus ungeschützten Quellen. Weitere wichtige Erkenntnisse aus den Bedarfserhebungen waren aber auch die weite Verbreitung von Trachom, fehlende Erwerbsmöglichkeiten für Frauen oder auch die nicht vorhandene Infrastruktur in der Region. Ein Straßennetz existierte praktisch nicht.
Gibt es auch Besonderheiten in den Herausforderungen, die dir in der Region Derra zum Beispiel nicht begegnet sind?

Die Probleme, die wir zum Beispiel in Ginde Beret und Abune Ginde Beret vorfinden, unterscheiden sich im Prinzip nicht von jenen in Derra. Vielleicht in deren Ausprägung, aber im Grunde sind es dieselben. Die einzige Ausnahme ist die Verbreitung von Trachom, die hier um ein Vielfaches ausgeprägter war als in Derra.
Wie geht es mit der Projektarbeit weiter, nachdem der Bedarf in einer Region mittels einer Erhebung festgestellt wurde?

Basierend auf der Bedarfserhebung und in Abstimmung mit den regionalen Behörden erstellen wir einen Plan für die erste, in diesem Fall dreijährige, Projektphase. Die regionalen Behörden müssen den Plan anschließend absegnen. Vor der Umsetzung wird außerdem die Bevölkerung über den Maßnahmenkatalog informiert und besprochen welche Unterstützung wir von ihr für eine erfolgreiche Umsetzung benötigen. Das geschieht über einen längeren Zeitraum hinweg direkt in den Dörfern, wo wir mit der Bevölkerung diskutieren, wie wir gemeinsam die einzelnen Maßnahmen des integrierten Ansatzes umsetzen können. Anschließend beginnen unsere Sozialarbeiter und Entwicklungsberater in den Dörfern gemeinsam mit den Menschen mit der tatsächlichen Umsetzung der Maßnahmen.
Berhanu, gibt es einen Erfolg auf den du persönlich besonders stolz bist?

Für mich ist die nachhaltige Bekämpfung von Trachom die größte Herausforderung, die wir in den ersten drei Jahren in Ginde Beret angegangen sind. Man stelle sich vor, dass über die Hälfte der Kinder im Alter zwischen ein und neun Jahren von aktivem Trachom betroffen waren. Was passiert mit diesen Kindern, wenn man diese Krankheit nicht frühzeitig bekämpft? Über kurz oder lang würden die Menschen aufgrund von Trichiasis unwiederbringlich ihr Augenlicht verlieren. Durch unsere umfangreichen Anstrengungen auf diesem Gebiet retten wir unzähligen Menschen das Augenlicht und bewahren sie vor jahrelangen schlimmen Schmerzen. Es ist einfach großartig zu beobachten wie unsere Arbeit Wirkung zeigt.
Mehr über die Großaktion zur Bekämpfung von Trachom und ihre Wirkung erfährst du hier. 
Martina Hollauf von Menschen für Menschen

Martina Hollauf

Ihre Ansprechpartnerin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: m.hollauf@mfm.at
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