Die ehemalige Vorständin von Menschen für Menschen, Alexandra Bigl, im Gespräch mit zwei Frauen in Äthiopien.

Durch die Augen von…

Alexandra Bigl

Nach vielen Jahren intensiver Arbeit verabschiedet sich Alexandra Bigl von ihrer Rolle bei Menschen für Menschen Österreich. In diesem persönlichen Interview blickt sie zurück auf tiefe Verbindungen zu den Menschen in Äthiopien und Dankbarkeit, durch ihre Arbeit echte Veränderung mitgestaltet zu haben. Sie spricht über die Entwicklung der Organisation, den neuen Markenauftritt und über die Begegnungen, die sie nie vergessen wird.

Was war deine Motivation, bei [mfm]] zu arbeiten?

Alexandra Bigl: Mich haben die Arbeit von NGOs und der Kontinent Afrika früh fasziniert. Die Herausforderungen gerade im Bereich Kommunikation und Fundraising werden dabei oft unterschätzt. Wer mit begrenzten Mitteln viel bewirken will, muss strategisch und effizient arbeiten. Ich wollte mein Know-how so einsetzen, dass es gesellschaftlich etwas verändert. Über die Jahre hat sich gezeigt, dass mich diese Aufgabe sehr erfüllt.

Was hat dich an der Arbeit über die Jahre hinweg fasziniert?

Die Vielseitigkeit, und dass ich etwas bewegen kann. Fundraising, Kommunikation und strategische Führung zu verbinden, hat mich gefordert und das Erreichte motiviert. Besonders berührend waren meine Begegnungen mit den Menschen und der Kultur in Äthiopien. Es hat mich immer wieder aufs Neue fasziniert und es war schön über die Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kolleg:innen bzw. den Menschen vor Ort aufzubauen. Diese Beziehungen haben meine Arbeit getragen.

Wo lagen die großen Herausforderungen?

Es waren bewegte Jahre. Eine Organisation in einer Phase der Transformation zu führen, verlangt einen hohen Einsatz. Dürren, Konflikte, die Corona-Pandemie und das Ableben meines Vorstandskollegen Rupert Weber waren zusätzlich herausfordernd. Ein Team durch solche Umbrüche zu leiten und Zuversicht zu geben, war nicht immer leicht, gleichzeitig wurde mir viel geschenkt, durch Begegnungen mit Menschen, die mit ihrem Engagement einen Unterschied machen.

Für mich war es immer ein Geschenk, so tief in die Kultur Äthiopiens einzutauchen. Das wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Alexandra Bigl

Porträt von Alexandra Bigl, ehemalige Vorständin von Menschen für Menschen Österreich.

Du warst für das Team in Österreich verantwortlich. Woran machst du gute Zusammenarbeit fest?

Für mich zählen Hingabe, Professionalität und ein Team, in dem jeder die eigenen Stärken einbringen und selbstständig arbeiten kann. Ich finde es auch wichtig, viele unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, damit lebendige Diskussionen entstehen und neue Ideen, aber auch Kritik, offen ausgesprochen werden können. Letztlich ist jeder Erfolg ein gemeinsamer Erfolg, und ich war immer sehr stolz auf unser engagiertes Team.

Was hat das Team gemeinsam erreicht?

Wir haben den Schritt von einer stark gründergeprägten zu einer modernen, zukunftsfähigen Organisation geschafft. In den vergangenen Jahren wurden Strukturen und Abläufe modernisiert: beim Personal, in der IT oder beim Fundraising sowie in digitalen Themen und in der Projektarbeit. Besonders wichtig war die Entwicklung einer zeitgemäßen Positionierung und eines neuen Logos. Der internationale Prozess hat viel Energie und Geduld erfordert. Ich freue mich sehr über das gemeinsam erreichte Ergebnis und es ist für mich ein schöner Abschluss meines Wirkens.

Die Weiterentwicklung der Marke [mfm]] war ein wichtiger Schritt. Was macht die Marke heute aus?

Früher war die Marke stark auf Karlheinz Böhm fokussiert. Seine Person stand sinnbildlich für [mfm]]. Heute rückt die Wirkung der Arbeit in den Mittelpunkt: die Projekte, die Zusammenarbeit vor Ort und die Veränderungen, die daraus entstehen. Dieser Wandel war anspruchsvoll, aber wichtig für die Zukunft der Organisation. Der Kern von [mfm]] hat sich aber nicht verändert. Dieser liegt in der Haltung „Mensch=Mensch“: gemeinsam, respektvoll und langfristig.
Logo von Menschen für Menschen

Neues Design

Hast du schon einmal erlebt, dass sich etwas verändert hat – und doch ganz vertraut blieb? Genau so geht es uns, wenn wir das neue Logo von [mfm]] betrachten. Es ist das Herzstück unseres neuen Markenauftritts.

Du hast regelmäßig die Projektregionen in Äthiopien besucht. Warum ist dieser direkte Kontakt vor Ort so wichtig?

Mir war es immer wichtig, authentische Geschichten zu erzählen und selbst unmittelbar zu spüren, wie es den Menschen geht. Es war oft sehr herausfordernd, etwa wenn Eltern mir erzählten, dass sie ihre Kinder nicht ausreichend ernähren können. Ich habe dadurch Zusammenhänge besser verstanden. Gleichzeitig konnte ich miterleben, wie sich das Leben der Menschen zum Besseren entwickelt.

Gibt es eine Begegnung, die dich bis heute begleitet?

Da gibt es so viele und ich habe mich in das Land und die Menschen verliebt. Zum Beispiel die Begegnung mit einer jungen Familie mit ihrem unterernährten Baby hat mich sehr berührt. Die Eltern arbeiteten als Tagelöhner. Obwohl sie alles ihnen Mögliche getan hatten, konnten sie ihr Kind nicht ausreichend ernähren. Unvergessen ist auch Hobse, eine Bäuerin, die mich zu sich nach Hause einlud. Sie war so stolz und wollte mir unbedingt zeigen, was unsere Unterstützung bewirkt. Und natürlich die vielen Gespräche mit Projektleiter Berhanu Bedassa: Diese Momente bleiben und berühren mich bis heute. Es sind viele Freundschaften entstanden.
Eine Gruppe Imker:innen steht neben Bienenkästen.
Die leidenschaftliche Imkerin Alexandra Bigl zu Besuch bei einer Bienenkooperative in der Projektregion Jeldu.

Was nimmst du aus deiner Zeit bei [mfm]] für die Zukunft mit?

Einerseits einen breiten Erfahrungsschatz über Fundraising, Kommunikation und Organisationsentwicklung. Andererseits die schöne Erfahrung, wie viel ein engagiertes Team bewegen kann. Ganz persönlich bleibt eine starke Verbundenheit mit dem Kontinent Afrika. Für mich war es immer ein Geschenk, so tief in die Kultur Äthiopiens einzutauchen. Das wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Und die große Freude, dass mein Tun die Welt ein kleines Stück zum Besseren verändert hat.

Ich möchte dem Team in Österreich und Äthiopien sowie allen Wegbegleiter:innen von Herzen danken. Für den unermüdlichen Einsatz, die gemeinsamen Reisen, das Meistern zahlreicher Herausforderungen und die inspirierenden Gespräche nach einem langen Projekttag. Für das Lachen, das wir geteilt haben, und auch für die Momente des Weinens. Für mich war [mfm]] eine außergewöhnliche Zeit in meinem Leben und ich wünsche dem Team weiterhin viel Erfolg!
Porträt von Alexandra Bigl, ehemalige Vorständin von Menschen für Menschen Österreich.

Zur Person

Alexandra Bigl war seit 2009 bei [mfm]] tätig. Sie leitete die Öffentlichkeitsarbeit und war ab 2017 als Teil des Vorstands für die Organisation in Österreich verantwortlich. In dieser Zeit hat sie eng mit den Kolleginnen und Kollegen in Äthiopien zusammengearbeitet, Projekte begleitet und die Weiterentwicklung der Organisation wesentlich mitgestaltet. Im November endet ihre Tätigkeit bei [mfm]] und sie wendet sich neuen Aufgaben zu.
Das gesamte Team von [mfm]] Österreich bedankt sich von ganzem Herzen für die langjährige Zusammenarbeit. Sie war geprägt von Hingabe, Herzblut und verlässlichem Engagement für die Organisation und die Menschen in Äthiopien. Wir wünschen dir für deine persönliche und berufliche Zukunft alles erdenklich Gute.
Portraitbild von Martina Hollauf, Team Menschen für Menschen Österreich

Martina Hollauf

Ihre Ansprechpartnerin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: m.hollauf@mfm.at
Tel.: +43 (0)1 58 66 950-16
Mobil: +43 (0)664 184 33 22
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