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Eine Frau erhält ein Implanon.

Familienplanung schenkt Selbstbestimmung

Ein intimer Einblick gibt gute Ausblicke

Eigentlich kennt Tajitu die Prozedur bereits. Trotzdem zuckt sie kurz zusammen, als ihr das Mittel zur lokalen Betäubung in den Oberarm injiziert wird und Krankenschwester Alemitu anschließend das Verhütungsstäbchen unter die Haut schiebt. Angenehm ist das Einsetzen eines Implanons sicherlich nicht, das lässt sich an Tajitus Gesicht ablesen, aber kurz danach lächelt die 29-Jährige schon wieder. Sie weiß nämlich, was die Alternative wäre: „Mein jüngstes Kind ist jetzt ein Jahr alt, deshalb möchte ich wieder das Implanon nutzen.“ Schon zuvor hat sie das Verhütungsstäbchen, das rund drei Jahre lang Schutz vor einer ungeplanten Schwangerschaft bietet, bereits genutzt und bereits beim ersten Mal gab es daheim keinerlei Diskussion darüber: „Mein Mann war immer einverstanden damit, dass wir Familienplanung betreiben. Beim letzten Mal hat er mich sogar begleitet.“

Information bis ins letzte Dorf

Dass die Männer mitkommen, um ihren Frauen bei der kurzen Behandlung beizustehen, kommt immer häufiger vor, erzählt Alemitu. Sie ist Hebamme und Krankenschwester im Gesundheitszentrum von Bake Kelate, der Hauptstadt von Abune Ginde Beret. „In der Regel besprechen die Ehepaare die Angelegenheit zuhause, nachdem sie über den einen oder anderen Weg von den Möglichkeiten der Familienplanung erfahren haben. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei zum Beispiel die Health Extension Worker.“ So werden die GesundheitsmitarbeiterInnen der Regierung genannt, die in den entlegenen Dörfern tätig sind und als erste AnsprechpartnerInnen in Gesundheitsfragen dienen. Sie, aber auch Krankenschwestern wie Alemitu erhalten von Menschen für Menschen Trainings, um über die verschiedenen Möglichkeiten der Familienplanung ausführlich informieren und zu beraten. Sie lernen auch, wie beispielsweise ein Verhütungsstäbchen eingesetzt wird. So wird selbst in den weit abgelegenen Dörfern den Frauen der Zugang zu Verhütungsmittel ermöglicht.
Eine Krankenschwester spricht mit einer Patientin.
Im Gesundheitszentrum von Bake Kelate berät Krankenschwester Alemitu die Frauen aus der Region über die Möglichkeiten der Familienplanung.

Intime Einblicke, aber nicht tabu

„Vor allem die Information in die Dörfer zu tragen ist unglaublich wichtig“, erzählt Alemitu. „Früher kam es öfters vor, dass ein Mann einfach nicht einverstanden war. Aber durch gezielte Aufklärung auf Augenhöhe gibt es ein besseres Verständnis für die Vorteile der Familienplanung. Hier hat sich einiges getan.“ Auch in anderer Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren auch am Land die Situation der Frauen immens verbessert, wie Alemitu erzählt. Als Hebamme hat sie besonders intimen Einblick in das Leben der Frauen. Das Thema Genitalverstümmelung ist für sie kein Tabuthema, sondern wichtig, angesprochen zu werden: „Sind die Mütter älter als dreißig Jahre, dann kann es schon noch vorkommen, dass die eine oder andere beschnitten ist. Bei den jüngeren Müttern ist es allerdings äußerst selten. Ich würde schätzen, dass vielleicht 5 von 100 Frauen die hier ihre Kinder entbinden beschnitten sind.“ Eine wichtige Entwicklung in die richtige Richtung. Genauso wichtig ist, dass Frauen immer häufiger in Gesundheitszentren entbinden, wodurch Mutter und Kind geschützt werden.

Anbindung zur Entbindung

Selbstverständlich ist eine Entbindung in einem Gesundheitszentrum in den ländlichen Regionen nicht. Auch Tajitu hat bis auf ihr Jüngstes alle Kinder zuhause entbunden – eine schreckliche Erfahrung, wie sie berichtet: „Ich hatte große Schmerzen und verlor bei jeder Geburt viel Blut. Hier im Hospital die Kinder zur Welt zu bringen ist eine große Erleichterung für mich!“ Eine lange und unwegsame Anreise macht es den Frauen in den abgelegenen Regionen oft unmöglich in einer Gesundheitseinrichtung zu entbinden. Denn wo es keine Straße gibt, kann auch kein Rettungswagen zufahren. Die werdende Mutter muss von ihren Nachbarn auf einer Trage durch unwegsames Gelände transportiert werden. Immer wieder gibt es Berichte von Frauen, die den mühsamen Transport nicht überstehen oder mitten auf der Strecke ihre Kinder zur Welt bringen müssen. Deshalb ist es so wichtig, nicht nur Krankenhäuser und Gesundheitsstationen zu bauen, sondern auch Straßen und Zufahrtswege. Denn nur dort wo ein Weg hinführt, gibt es auch Entwicklung. Und im Ernstfall retten Zufahrtswege Leben: von Mutter und Kind.
Eine Frau erhält ein Implanon.
Tajitu hat sich für ein Verhütungsstäbchen entschieden, das drei Jahre lang Schutz bietet und unter die Haut am Oberarm eingesetzte wird.

Eine Dosis Schutz für die Kleinsten

„Früher wussten wir nichts über Impfungen oder wie sie unsere Kinder schützen können“, erzählt Tajitu während ihres Beratungsgesprächs mit Krankenschwester Alemitu. „Aber nachdem wir von den Möglichkeiten erfahren haben, hat vor allem mein Mann darauf bestanden, unsere Kinder ausreichend impfen zu lassen.“ Wie Tajitu fehlt es vielen Eltern in den entlegenen Dörfern oft am nötigen Wissen, welche Möglichkeiten sie zum Schutz ihrer Kinder haben. Dabei ist die Lage in Äthiopien sehr ernst: Hepatitis, Meningokokken oder Typhus gehören nach wie vor zu den häufigsten, mitunter tödlichen Infektionskrankheiten im Land. Sie alle lassen sich aber durch Impfungen vermeiden. Wissen um den wichtigen Schutz hilft aber nicht allein – ein großes Problem stellt, insbesondere in ländlichen Regionen, die Versorgung dar. Denn Impfstoffe müssen fachgerecht gelagert werden, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren. Deshalb stattet Menschen für Menschen auch abgelegene Gesundheitsposten mit Solarkühlschränken aus, um eine sichere Lagerung von Impfstoffen und Medikamenten zu gewährleisten.

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Cover des Nagaya Magazins 1/2024 zeigt zwei äthiopische Frauen. Eine im Vordergrund, die Zwiebeln schneidet und eine im Hintergrund mit einem Baby im Arm, die vor einer traditionellen Feuerstelle steht

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