NGOs als Investmentbanker der anderen Art
Ausgegangen wird dabei vom „Return on Investment“ – der Kapitalrendite, wie sie als Entscheidungsgrundlage bei Wirtschaftsinvestitionen herangezogen wird. Diese betriebswirtschaftliche Kennzahl gibt das prozentuale Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital an und wird auch bei der Bewertung von unterschiedlichen Investitionsalternativen angewandt. Je höher die Zahl, desto gewinnbringender die Investition. Die Antwort „Alles“ bezeichnet sozusagen den Gewinn in Form von positiven Auswirkungen auf alle Beteiligten, die das soziale Investment (=Engagement) einer Hilfsorganisation gebracht hat. Stellt man nun Gewinn und „Investitionen“ gegenüber erhält man den „Social Return on Investment – die soziale Kapitalrendite“, eine Kennzahl die Auskunft darüber geben soll, wie wirksam die Arbeit einer Hilfsorganisation war.
Klingt einfach, doch für die beiden Forscherinnen tun sich sehr komplexe Fragestellungen auf. Welche konkreten Veränderungen gibt es und welchen monetären Wert haben diese? Um dies bewerten zu können werden die Frauen ganz gezielt nach den Veränderungen in den einzelnen Lebensbereichen gefragt. „Wie ernährt ihr euch? Was kocht ihr heute im Vergleich zu früher? Wie sieht es mit dem Einkommen sowie sozialem Status aus?
Die Frauen diskutieren in Kleingruppen die einzelnen Fragen. In den Antworten zeigt sich ganz konkret was die Frauen nun anders machen als früher und was sie selbst als Veränderung empfinden. Tsehay Berassa erzählt, dass sich der soziale Status der Frauen stark verändert hat. Vor allem das Kreditprogramm habe viel bewirkt, da die Frauen jetzt auch mit einem kleinen Geschäft oder anderen Tätigkeiten etwas verdienen. Heute müssen sie nicht mehr ihre Männer fragen ob sie an einer Gemeindeversammlung teilnehmen dürfen. Sie werden nun auch gehört und ernst genommen. Etwas das ihr Leben aber enorm erleichtert habe, sei der holzsparende Herd merkt eine der Frauen an und die anderen nicken zustimmend, da sie nun viel weniger Holz sammeln müssen, das sei eine unglaubliche Zeitersparnis. All diese Faktoren müssen nun bewertet werden um zu einem SROI zu kommen. Neben den Gruppendiskussionen werden aber auch zahlreiche Einzelgespräche mit Behördenvertretern, Ältestenräten und Nutznießern geführt um ein möglichst vollständiges Bild zu bekommen.
Die Studie des Kompetenzzentrums für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien
Das NPO & SE Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien führte im Herbst 2015 eine Studie zum „Social Return On Investment“ des Frauenprogrammes von Menschen für Menschen durch. Die Ergebnisse belegen die gesellschaftliche Wirkung in eindrücklicher Weise:
Jeder Spenden-Euro, der in die untersuchten Frauenprojekte investiert wurde, bringt das rund 27-fache an Wert für die Gesellschaft.
„Der Wert ist ausgesprochen hoch“, so die Studienleiterin Olivia Rauscher. „Die Studie zeigt ganz deutlich, welch hohe positive Wirkungen durch das Frauenprogramm von Menschen für Menschen in dieser Region erzielt wurden. Nicht nur für die Frauen selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft vor Ort.“
Olivia Rauscher vom Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship der WU Wien leitete die SROI Studie im Washa Catchment. Wir haben der engagierten Forscherin einige Fragen zu dem noch jungen Feld der Social Return on Investment Analyse gestellt: