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Zwei Mädchen in einem dunklen Klassenzimmer

"Ich möchte mein Land verändern."

Bontu lernt für ihre Zukunft

Icon Bildung
Die aufgeweckte Bontu sticht in ihrer Klasse richtig hervor. Hier aufzufallen ist nicht leicht, denn 92 Schülerinnen und Schüler teilen sich in dem kleinen Klassenraum die spärlich vorhandenen Sitz- bänke. Sie versuchen, so gut es in dem dunklen Zimmer geht, dem Unterricht zu folgen. Bontu ist eine der ältesten Schülerinnen: Mit 14 besucht sie gerade mal die vierte Klasse. Das ist in den ländlichen Gegenden nicht ungewöhnlich. Denn obwohl die Einschulungsrate in Äthiopien mittlerweile bei 100 Prozent liegt, brechen viele Kinder die Schule frühzeitig ab oder werden spät eingeschult. Nur 36 Prozent der Kinder besuchen die Schule nach der achten Schulstufe weiter. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber es sind vor allem die Kinder aus sehr armen Bauernfamilien, die am Feld mithelfen, sich um Geschwister kümmern oder manchmal auch bei anderen BäuerInnen etwas für den Familienunterhalt dazuverdienen müssen. Im Zweifel entscheiden sich viele Eltern in den ländlichen Regionen dazu, eher die Söhne in die Schule zu schicken.
Zitat Ich kenne den Wert von Bildung
Ein Mann und seine Töchter
Ein Lehrer unterrichtet Kinder in einem dunklen Klassenzimmer
Dicht gedrängt sitzen Bontu und ihre KlassenkameradInnen im dunklen Klassenraum. Bald wird es für sie ein neues Schulgebäude geben.

Hier gibt es keine Streber

Doch Bontu hat Glück. Sie darf zur Schule gehen und tut das sehr gerne, auch wenn die Schule alles andere als einladend wirkt. Aber das wird sich bald ändern, denn aktuell wird auf dem Grundstück eifrig gebaut: Eine neue Menschen für Menschen-Schule entsteht hier in Kono. In zwölf Klassenräumen werden Bontu und ihre MitschülerInnen künftig also einen sauberen, hellen Ort zum Lernen haben. Schon heute ist das Mädchen eine der Besten in ihrer Klasse, was im Unterricht natürlich auffällt: „Mein Lieblingsfach ist Naturwissenschaft. Wenn uns der Lehrer etwas fragt, melde ich mich fast immer. Die anderen Mädchen sind sehr schüchtern und trauen sich oft nichts zu sagen. Deshalb werden oft gleich die Burschen gefragt. Das finde ich nicht fair. Ich möchte gleich behandelt werden wie sie.“ Diese Worte hört man im ländlichen Äthiopien noch nicht oft aus den Mündern junger Mädchen. Doch Bontu weiß genau, was sie will und strengt sich an. Und als wir sie nachhause begleiten, erhalten wir auch eine Ahnung, von wem sie das haben könnte.

Eine Familie steht vor einer Hütte.
2015 lebte Bontu mit ihrer Familie noch in dieser kleinen Strohhütte. Kinder und Eltern teilten sich den kleinen, stickigen Raum mit den Tieren.

Ein Blick drei Jahre zurück

Bontus Familie lernten wir schon vor drei Jahren kennen. Die extreme Armut, in der sie leben mussten, ist uns stark in Erinnerung geblieben. Mit ihren sieben Kindern lebten Vater Hirko und Mutter Ababu in einer kleinen, armseligen Strohhütte. Der stickige Raum war Küche, Schlaf- und Wohnzimmer zugleich und auch die paar Tiere, die die Familie hatte, übernachteten darin. Das Dach hielt dem starken Regen zur äthiopischen Regenzeit nicht Stand und so stand der Raum auch immer wieder unter Wasser. Doch Hirko und Ababu haben die Möglichkeit, die ihnen Menschen für Menschen geboten hat, genutzt und ihr Leben und das ihrer Kinder in den vergangen drei Jahren gründlich verändert.

Schon als wir auf das kleine Grundstück kommen, fällt uns die wichtigste Veränderung auf: Die Strohhütte suchen wir vergeblich, stattdessen steht ein einfaches Lehmhaus mit einem richtigen Dach an ihrer Stelle. Hirko und Ababu begrüßen uns herzlich. Stolz führen sie uns auf ihrem kleinen Grundstück herum und erzählen von dem, was sie geschafft haben. „Endlich regnet es nicht mehr ins Haus“, berichtet Ababu erleichtert. „Und unsere Kochstelle ist jetzt in einem eigenen Tukul. Wir haben also auch nicht mehr ständig den Rauch im Haus. Es hat lange gedauert, aber nun geht es uns gut.“
Eine Familie steht vor einem Haus.
Heute hat die Familie ein Lehmhaus mit Wellblechdach. Stall sowie Küche wurden ausgelagert.

Fruchtbares Einkommen

Auf ihrem kleinen Hof wachsen jetzt auch verschiedene Gemüsesorten, wie Tomaten, Karotten, Mangold oder rote Rüben. Auch Mango- und Avocadobäume gedeihen seit drei Jahren auf dem Hof und werden in ein paar Jahren ein gutes Zusatzeinkommen ermöglichen. Ebenfalls vor drei Jahren wurden auch Apfelbäume gepflanzt. Ihnen ist es zu verdanken, dass das lang erträumte Lehmhaus nun Wirklichkeit geworden ist. Denn Äpfel sind heißbegehrt in der Region und bringen einen guten Ertrag auf dem Markt. „Früher mussten wir oft die Hälfte eines jeden Jahres mit einer Mahlzeit pro Tag auskommen. Dann haben wir uns immer Geld von den Verwandten geborgt. Das fiel uns nicht leicht. Und wir wurden wegen unserer Armut kaum von ihnen respektiert.“

Die schlimmsten Zeiten hat die Familie hinter sich gelassen. Heute können sie ihre Kinder zur Schule schicken. Ein wenig auf dem Hof mithelfen müssen sie aber dennoch: „Aber wir versuchen ihre Hilfe nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen“, sagt Vater Hirko, „denn es ist uns sehr wichtig, dass sie genug Zeit zum Lernen haben und gute Noten bekommen. Ich kenne den Wert von Bildung, auch wenn ich selbst nur lesen und schreiben gelernt habe.“ Damit hat Hirko jedoch schon einen leichten Vorsprung gegenüber vielen anderen in Äthiopien, auch gegenüber seiner Frau: Wie rund 50 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre kann auch sie weder lesen noch schreiben. An sich ein erschreckend hoher Anteil, aber durch den Blick in die jüngere Vergangenheit kommt Hoffnung auf: Im Jahr 2005 waren es rund 70 Prozent.
Eine Mutter und ihre Tochter sitzen vor einer Tafel
Umgekehrte Rollenverteilung: Hier bringt die Tochter der Mutter das Alphabet bei. Ababu hat nie lesen oder schreiben gelernt.

Alles wird gut

Wie bei Hirko und Ababu, so verbessert sich im gesamten Land die allgemeine Lebenssituation der Menschen. Zu Recht blickt Hirko also hoffnungsvoll in die Zukunft: „Meine Kinder sollten eine gute Ausbildung erhalten. Ich wünsche mir für sie ein besseres Leben“, sagt Hirko und Mutter Ababu nickt zustimmend: „Bildung war mir immer wichtig. Aber als wir kaum zu Essen hatten, musste ich Geld borgen, damit ich meine Kinder zur Schule schicken konnte. Trotzdem hat es nicht für alle gereicht. Heute kann ich zum Glück all meinen Kindern eine Ausbildung ermöglichen. Sie sind gut in der Schule und wir haben sogar eine Schreibtafel gekauft, damit sie zu Hause üben und lernen können.“
Ein Mädchen sitzt unter einem Baum
Lernen unter Bäumen: Für ihren Traumberuf strengt sich Bontu an. Sie will die Stimme der Frauen in der Gemeinde werden.
Zitat Ich find Frauen sollten mehr zu sagen haben
Ein Mädchen in einem Klassenzimmer

Stimme der Frauen

Das macht Bontu auch jeden Tag, nachdem sie ihrer Mutter bei der Hausarbeit behilflich war. Doch die wichtigste Frage steht noch aus: Für welches Ziel strengt sich Bontu so sehr an, eine gute Schülerin zu sein? „Ich möchte einmal die Vorsitzende der Frauenvereinigung in der Region werden“, antwortet sie voll entschlossen. Ein Lächeln huscht uns übers Gesicht, denn es ist eine sehr ungewöhnliche Antwort in einem Land, in dem die meisten jungen Mädchen Ärztin oder Lehrerin werden möchten. Und warum ist das ihr Traum? „Ich sehe in der Lokalregierung nur Männer und keine Frauen, die mitbestimmen. Das finde ich nicht richtig. Ich denke es ist wichtig, dass Frauen mehr zu sagen haben.“ Und bei so viel jugendlicher Entschlossenheit spüren wir auch schon den frischen Wind durch die Amtsstuben Äthiopiens wehen.
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Cover des Nagaya Magazins 1/2024 zeigt zwei äthiopische Frauen. Eine im Vordergrund, die Zwiebeln schneidet und eine im Hintergrund mit einem Baby im Arm, die vor einer traditionellen Feuerstelle steht

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Eine äthiopische Frau am Markt hält ein Säckchen voll grüner Kaffeebohnen in der Hand
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Zeritu und ihre Tochter stehen vor ihrer Hütte im Hochland von Albuko.
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